R/3

R/3
R/3
 
[R steht für engl. realtime, dt. »Echtzeit«], ein betriebswirtschaftliches Software-Paket der Firma SAP, das sämtliche Bereiche und Prozesse eines Unternehmens abbilden kann. Es verknüpft zusammengehörige Abläufe zu logischen Vorgangsketten und verbindet Vertrieb, Produktion, Materialwirtschaft, Rechnungswesen und Personalwirtschaft zu einem Gesamtsystem. Jede Information muss nur einmal in das System eingegeben werden, sie wird sofort (»Realtime«) in alle anderen Firmenbereiche verteilt und dient dort automatisch als Grundlage für weitere Aktivitäten. Zum Beispiel wird ein Bestellvorgang sofort ins Lager geleitet, löst dort die entsprechenden Buchungen aus und weist die bestellten Waren betriebsweit als nicht mehr verfügbar aus (eine versehentliche zweimalige Bestellung ist also nicht möglich).
 
Der Nutzen von R/3 für ein Unternehmen besteht zum einen darin, eine vollständige strukturierte und optimierte Infrastruktur für die betriebliche Informationsverarbeitung anzubieten, zum anderen dem Unternehmensmanagement ein effektiv handhabbares Führungsinstrument an die Hand zu geben: Die betrieblichen Entscheidungsträger haben jederzeit Zugriff auf die aktuellen innerbetrieblichen Daten, was sichere Planungen und schnelle Entscheidungen ermöglicht. Allerdings gibt R/3 ein bestimmtes Unternehmensmodell vor und verlangt, dass die Unternehmensstrukturen bis zu einem gewissen Grad an die Software-Vorgaben angepasst werden. Wird R/3 ohne vorherige Kontrolle und Optimierung der betrieblichen Abläufe installiert, funktioniert es zwar, doch der eigentliche Mehrnutzen des Systems wird nicht ausgeschöpft. Von den Mitarbeitern wird eine hohe Sorgfalt im Umgang mit Daten gefordert und eventuell eine Umstellung von Gewohnheiten (z. B. besorgt sich ein Mitarbeiter sein Büromaterial nicht selbst aus dem Lager, sondern bestellt es über R/3).
 
Zur Realisierung der betriebswirtschaftlichen Funktionen ist das SAP-System in unterschiedliche Module aufgeteilt (z. B. Logistik, Personal, Rechnungswesen, Basissystem) die an die jeweiligen betrieblichen Abläufe angepasst werden (im Rahmen des R/3-Unternehmensmodells, die Installation ist eine langwierige Angelegenheit und erfordert intensive SAP-Beratung). Die Module werden ständig weiterentwickelt, auf einzelne Module kann je nach Unternehmensstruktur verzichtet werden.
 
Technisch besitzt R/3 eine dreistufige Client/Server-Architektur mit den Ebenen Datenbank, Applikation (Anwendung) und Präsentation. Kernstück von R/3 ist ein mehrere Tausend Tabellen umfassendes relationales Datenbanksystem, in dem sämtliche Unternehmensdaten gespeichert und verwaltet werden können. Auf der Applikationsebene läuft die eigentliche Datenverarbeitung ab. Dazu greift der Applikations-Server von einem einzelnen Arbeitsplatz aus auf die Daten der Datenbank zu. Befehle und Eingaben erhält er von der Präsentationsebene. Sie ist die Schnittstelle zum Benutzer, ihre Funktion ist mit der eines Web-Browsers vergleichbar. R/3 ersetzt nicht die üblichen Datenbanken (auf der Datenbankebene) und Betriebssysteme (auf der Präsentationsebene), sondern setzt auf diese auf. Unterstützt werden alle wichtigen Betriebssysteme, z. B. verschiedene Unix-Varianten und Windows NT, sowie bekannte Datenbanksysteme wie Oracle, Informix oder Microsoft SQL-Server. Auf der Anwendungsebene werden die eigentlichen R/3-Programme, die in der Sprache ABAP geschrieben sind, ausgeführt.
 
R/3 ist heute die wichtigste umfassende betriebswirtschaftliche Software und begründete die bedeutende Stellung von SAP auf dem Weltmarkt. Die Vorgängerversion hieß R/2. Sie verknüpfte ebenfalls alle Prozesse eines Unternehmens, basierte jedoch noch auf einem Großrechnerkonzept. R/2 wurde zu Beginn der 1980er-Jahre angeboten, erreichte Mitte der 1990er-Jahre die höchste Kundenzahl und wird seitdem allmählich von R/3 und inzwischen auch von mySAP.com verdrängt. Die Software mySAP.com setzt auf der R/3-Funktionalität auf, bietet aber zusätzlich überbetriebliche und E-Business-Lösungen an. Ein schrittweiser Umstieg von R/3 auf mySAP.com ist möglich.

Universal-Lexikon. 2012.

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